Die Demokratie ist die schlechteste Regierungsform – mit Ausnahme von all den anderen Regierungsformen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.
Winston Churchill (1874-1965)
Winston Churchill, der heute seinen 150. Geburtstag feiern würde, hat zahlreiche nette und weniger nette Beschreibungen über sich ergehen lassen müssen. Eine kleine Auswahl: bedingungsloser Realpolitiker ohne Ideale, strikter Antikommunist aus ehrlicher Überzeugung, rückwärtsgewandter Anhänger des britischen Empire. Dass Churchill wohl etwas vielschichtiger war, als es eine einzelne derartige Beschreibung wiedergeben kann, geht dabei bisweilen verloren.
Der Weg an die Spitze
Aber egal, was man von ihm hält, gehört er zweifellos zu den prägendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. 1901 zog er erstmals ins britische Parlament als Abgeordneter des Unterhauses ein. Ab 1908 bekleidete er dann über viele Jahre hinweg unterschiedliche Ministerposten und Regierungsämter. Sein Aufstieg zum Regierungschef verlief aber nicht geradlinig, auf der Karriereleiter ging es bisweilen auch wieder ein paar Stufen nach unten. So war Churchills Weg durchaus auch von verschiedenen, teilweise selbstverschuldeten Rückschlägen geprägt.
Zum Mythos wurde er dann als Premierminister Großbritanniens im Zweiten Weltkrieg (1940-1945) – das Victory-Zeichen und die Zigarre im Mundwinkel seine Erkennungszeichen, auch in der Populärkultur. An der Seite der USA und der Sowjetunion rang Großbritannien unter seiner Führung das nationalsozialistische „Dritte Reich“ nieder und gestaltete die Nachkriegsordnung Europas und der Welt mit – ein letztes trotziges Aufbäumen des untergehenden Britischen Empire.
Eine zutreffende Analyse
Mit Blick auf die Demokratie, die Churchill gegen eine ihrer größten Bedrohungen im 20. Jahrhundert zu verteidigen half, fällt vielen Menschen zuerst obiges Zitat ein. Es ist wohl einer seiner berühmtesten Aussprüche überhaupt und auch in Demokratie-Zitate-Rankings ist es meist oben mit dabei.
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass seine Einschätzung genau ins Schwarze trifft. Denn Churchill möchte sich damit keineswegs als Hellseher profilieren, der die Demokratie über alles stellt – auch über Formen der Herrschaft, die noch kommen und wir uns jetzt eventuell noch überhaupt nicht vorstellen können. Aber der Blick zurück in die Vergangenheit zeigt, dass die Demokratie von allen bisherigen (!) Staatsformen am Ende des Tages eben doch die beste ist. Dieser zentrale Gedanke geht manchmal unter, wenn dieses Churchill-Zitat verkürzt wiedergegeben wird.
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