„Wir hören zu, machen Vorschläge, stellen Forderungen und aktivieren“. Dr. Mehmet Alpbek kennt die Bedürfnisse der Eltern sehr genau. Und er ist ein Macher. Wenn er von einer Idee überzeugt ist, versucht er diese in die Praxis umzusetzen. Dabei beweist er einen langen Atem, Geduld und Beharrlichkeit. Sein Ansatz: Eltern praktisch bei der Alltagsgestaltung unterstützen, ohne zu problematisieren, und immer alle Seiten einbinden.
Mehmet Alpbeks Weg zur Elternarbeit
Als seine Eltern Mitte der 60er Jahre beschlossen, in Deutschland zu arbeiten, blieben seine Schwester und er vorerst in der Türkei. Später holte die Familie die Kinder nach. Da war er 11. Er wiederholte die 5. Klasse in Berlin. Später ging er direkt aufs Gymnasium und studierte anschließend Politikwissenschaften an der FU.
Über die Arbeit in einem Projekt, in dem es um die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr und die Vorbildfunktion der Eltern ging, fand er zum Abenteuer Elternarbeit, dem er sich bis heute verschrieben hat.
Von Projekt zu Projekt – verschiedene Stationen für Mehmet Alpbek
Es folgten ein weiteres Projekt zur „Integration ausländischer Bürger in die Berliner Verkehrswelt“ und zwei Jahre Beratung von Multiplikator*innen beim türkischen Elternverein. Anschließend promovierte Mehmet Alpbek.
Von 1998 bis 2006 widmete er sich beim Arbeitskreis Neue Erziehung ANE der Erstellung von Elternbriefen in türkisch-deutscher Sprache sowie Schulungsprogrammen für Multiplikator*innen. Anschließend arbeitete Alpbek fünf Jahre beim Türkischen Bund Berlin-Brandenburg in einem Elternlotsenprojekt in Berlin-Mitte.
Seit 2013 ist Mehmet Alpbek bei FÖTED, der Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland tätig. Zuerst arbeitete er als Projektleiter im Rahmen einer Bundes-Strukturförderung. Seit 2020 ist Alpbek in einem Projekt zur Stärkung der Elternarbeit und -bildung tätig.
Wandel von der Elternarbeit zur Zusammenarbeit mit Eltern
Dr. Alpbek beobachtete über die Jahre einen erfreulichen Wandel in der Elternarbeit. Früher schien diese unter dem Motto gestanden zu haben „Wir erklären den Eltern, wo es langgeht“. Aber moderne Elternarbeit möchte in einer Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Bildungseinrichtungen das Beste für die Kinder erreichen.
Das bbt – Bildung und Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft
Dr. Mehmet Alpbek ist einer von zwei Sprecher*innen beim bbt, dem Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung und Teilhabe.
Eltern spielen eine große Rolle für die Bildungskarrieren ihrer Kinder. Migrantische Eltern haben meist großes Interesse am Bildungserfolg ihrer Kinder. Oft fehlen ihnen jedoch grundlegende Informationen. Hierbei kommt der Arbeit und dem Engagement von Migrantenorganisationen im Bildungsbereich eine besondere Bedeutung zu.
Zahlreiche migrantische Elternvereine und -netzwerke gründeten sich (zum übergroßen Teil in Westdeutschland) innerhalb der letzten 50 Jahre. Ihr Ziel ist es, Einfluss auf die Bildungssituation der Kinder aus der eigenen Community zu nehmen. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit besteht darin, Eltern über ihre Rechte zu informieren und ihnen Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Außerdem vertreten sie ihre Anliegen und Interessen auf politischer Ebene.
Gründung des bbt durch bundesweite Vernetzung
Damit die Interessen migrantischer Eltern auch in der Bundespolitik ankommen und um mit einer gemeinsamen Stimme mehr zu erreichen, entstand die Idee, ein bundesweites Elternnetzwerk zu gründen. Mit Unterstützung durch das INBAS-Institut für Sozialforschung in Frankfurt/M. und das Bundesnetzwerk bürgerschaftliches Engagement BBE wurde die Idee Wirklichkeit. 2017 konnte das bbt durch 10 Migranten-(Eltern)organisationen gegründet werden.
Schnelle Entwicklung des bbt
Durch die Gründung des bbt, das von Anfang an gefördert wird, ergaben sich viele Möglichkeiten. Die Entwicklung vollzieht sich positiv und es werden immer neue Projekte erdacht und umgesetzt. Das bbt hat offenbar einen Nerv getroffen. Die wesentlichen Potenziale liegen darin, dass das bbt unterschiedliche Perspektiven abbilden und aus regionaler und ethnischer Vielfalt schöpfen kann. Aus den Erfahrungen der Regionalstellen können Forderungen abgeleitet werden, die die gesamte Bildungspolitik nach vorn bringen können.
Elternarbeit und Corona
Während der Corona-Pandemie hat sich ein weiteres Mal gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Eltern ist – insbesondere an der Schnittstelle zwischen Migration und Armut. Die mangelnde Ausstattung vieler Familien hat dazu geführt, dass Kinder dem Schulstoff nicht mehr folgen konnten und die Eltern nicht helfen konnten.
Aber auch hier hat Dr. Mehmet Alpbek schon Ideen, wie die Situation zukünftig verbessert werden kann.
Dieser Beitrag ist Teil unserer neuen Reihe „Migration in der Demokratiegeschichte“ ein. Darin thematisieren wir, wie Migration Demokratie geprägt hat:
Welche Menschen und Ideen haben im Laufe der Zeit ihren Weg in die (deutsche) Demokratie gefunden – oder diese (wieder) verlassen? Wie setzten sie sich für eine Gleichbehandlung aller Bürger:innen ein? Unter dem Titel der Reihe findet ihr diese Geschichten in den Schlagwörtern.
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