Heute vor fünf Jahren erschoss ein Angreifer in der Stadt Hanau innerhalb weniger Minuten neun Menschen. Er ermordete Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Paun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saracoglu. Kurze Zeit später tötete der 43jährige Täter auch seine Mutter und dann sich selbst. Nur zwei Wochen nach der Tat wurde die Initiative 19. Februar in Hanau gegründet, die mich heute interessiert.
Die Gründer*innen
Direkt nach der rassistischen Bluttat kamen Angehörige und Freund*innen der Opfer zusammen, um gemeinsam zu trauern. Schnell wurde klar, dass man das Gedenken und Erinnern nicht allein der Stadt Hanau und der Politik überlassen wollte. Gemeinsam mit weiteren Unterstützer*innen veröffentlichte die Initiative am 6. März 2020 ihren Gründungstext.
Klare Ziele
Klar benennt die Initiative ihre Ziele. Sie will dauerhaft an die Opfer erinnern und fordert vom Staat, die genauen Hintergründe der Tat aufzuklären und daraus politische Konsequenzen zu ziehen.
Eine Anlaufstelle
Es gelang direkt an einem der Tatorte, dem Heumarkt in Hanau, ein leerstehendes Ladenlokal anzumieten und schon am 5. Mai wurde der „Laden“, wie der neue Treffpunkt intern heißt, feierlich eröffnet. Er ist ein Ort des gemeinsamen Trauerns, aber auch des Pläneschmiedens. Eine Anlaufstelle für alle, die sich informieren und sich mit den Opfern solidarisch erklären wollen.
Say their names
Schnell entwickelte die Initiative 19. Februar einen ihrer wichtigsten Slogans: „Say their names“. Er steht über dem neuen Treffpunkt und wird über soziale Medien verbreitet. Dadurch gelang ihnen etwas, was bei rassistischen Anschlägen zuvor nicht der Fall war: nicht der Täter wird erinnert, sondern die Opfer.
Unermüdlich Aufklärung fordern
Die Initiative 19. Februar forderte auch nach dem 1. Jahrestag des Anschlags unermüdlich von der Politik lückenlose Aufklärung der rassistischen Morde und einen Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag, der sich auch mit Versäumnissen der Polizei am 19. Februar 2020 und in den Tagen danach beschäftigen soll. Diese Forderung wird im Juli 2021 erfüllt, als der Untersuchungsausschuss sich konstituiert und am 3. Dezember 2021 seine Arbeit aufnimmt.
Kritische Begleitung
Die Initiative begleitete den Untersuchungsausschuss vom ersten Tag an kritisch und veröffentlichte auf ihrer Homepage Kommentare und wichtige Pressemeldungen. Am 28. November 2023 beendete der Untersuchungsausschuss seine Arbeit und legte einen 642 Seiten langen Abschlussbericht vor, in dem deutlich wird, dass von den zuständigen Behörden sowohl vor als auch nach der Tat schwerwiegende Fehler gemacht wurden. Beispielsweise bei der Erteilung der Waffenbesitzkarte für den Täter, bei der Erreichbarkeit des Notrufs und beim Umgang mit den Angehörigen der Opfer.
Weiterhin kritisch
Auch nach Abschluss des Untersuchungsausschusses forderte die Initiative 19. Februar mehr Konsequenzen des demokratischen Rechtsstaats aus dem rassistischen Anschlag von Hanau. Auch an diesem 5. Jahrestag bleibt die Initiative 19. Februar nicht stumm, sondern ist nach wie vor eine laute Stimme und Sprachrohr vieler Angehöriger und Freunde der Opfer des 19. Februar 2020. Sie hat eine Plakatkampagne ins Leben gerufen und beteiligt sich an mehreren Demonstrationen, Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen. Einen Überblick zu den Veranstaltungen rund um den 19. Februar steht hier.
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