Demokratiegeschichten

Für Leben, Freiheit und das Streben nach Glück – die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika

Dreizehn britische Kolonien in Nordamerika verkünden am 4. Juli 1776 ihre Unabhängigkeit vom Mutterland. Ihre Entscheidung, von nun an ein souveräner Staatenbund zu sein, halten sie in der Declaration of Independence fest. Sie ist damit das Gründungsdokument der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Erklärung wird hauptsächlich von Thomas Jefferson unter Beratung von unter anderem John Adams und Benjamin Franklin verfasst. Sie proklamiert, dass alle Menschen gleich geschaffen seien und gewisse unveräußerliche Rechte hätten, etwa das Recht auf Leben, auf Freiheit und das Recht, nach Glück zu streben sowie die eigene Regierung selbst zu wählen.

Es geht mal wieder um Steuern – oder doch um’s Prinzip?

Thomas Jefferson, Hauptverfasser der Unabhängigkeitserklärung, wird später der dritte Präsident der Vereinigten Staaten. Gemälde von Charles Willson Peale (1791), Quelle: gemeinfrei

Um die Kosten des Siebenjährigen Krieges (1754-1763) zumindest ein Stück weit begleichen zu können, erhöht das hochverschuldete Großbritannien im Anschluss an den Konflikt die Steuern und Abgaben in den reichen nordamerikanischen Kolonien. Umgehend kommt es zu verschiedenen Protestaktionen und Demonstrationen der Kolonisten gegen diese Maßnahmen. Auf beispielsweise die berühmt gewordene Boston Tea Party (1773) reagiert die britische Regierung jedoch wenig umsichtig mit weiteren Restriktionen.

Der Konflikt zwischen Mutterland und Kolonien dreht sich letztlich um eine entscheidende Frage: Hat Großbritannien überhaupt das Recht, von den Kolonien Abgaben und Steuern einzufordern, wenn diese und ihre Interessen gar nicht im Parlament in London vertreten sind? Die Position der Kolonisten ist hier recht eindeutig und ihre unmissverständliche Parole lautet bald: „No taxation without representation!

Der falsche Unabhängigkeitstag?

Um ihre Forderungen gegenüber dem Mutterland nachdrücklicher und vor allem gemeinsam durchsetzen zu können, rufen die Kolonien 1774 in Philadelphia den Ersten Kontinentalkongress zusammen. Dieser ist zunächst durchaus um einen Kompromiss mit dem Mutterland und eine friedliche Lösung bemüht – aber er beschließt gleichzeitig als Warnung einen Boykott britischer Waren. Zu diesem Zeitpunkt herrscht unter den Kongressabgeordneten keineswegs Einigkeit darüber, ob die Kolonien die Unabhängigkeit anstreben oder doch lieber Teil des britischen Empires bleiben sollten.

Doch schon im Frühling des nächsten Jahres kommt es zu ersten Kämpfen zwischen Kolonisten und britischen Truppen, die eine friedliche Lösung endgültig zunichtemachen. Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg ist eröffnet. Der mittlerweile einberufene Zweite Kontinentalkongress beschließt daraufhin am 2. Juli 1776 die Loslösung von Großbritannien. Zwölf der 13 Kolonien stimmen dafür, New York enthält sich. Die tatsächliche Proklamation der Unabhängigkeit erfolgt demnach bereits zwei Tage vor dem 4. Juli durch die Zustimmung zur entsprechenden Resolution.

George Washington und seine Truppen überqueren während des Unabhängigkeitskrieges den Delaware River. Gemälde von Emanuel Leutze (1851), Quelle: gemeinfrei

Aus moralischer Sicht zur Unabhängigkeit gezwungen?

Die berühmte Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli ist hingegen eigentlich nur eine Erläuterung des bereits getroffenen Beschlusses und dient als moralische und rechtliche Rechtfertigung für die Loslösung vom Mutterland und für den Unabhängigkeitskrieg. Doch aufgrund der darin aufgeführten Argumentation ist dieser Tag ein demokratiegeschichtlicher Paukenschlag und nicht ohne Grund bis heute in den USA der wichtigste säkulare Nationalfeiertag.

Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung besteht aus drei Teilen. Der erste erklärt, welche unveräußerlichen Menschenrechte es gibt und wann ein Volk legitimiert ist, ihre Regierung abzusetzen. Der darauffolgende Abschnitt erläutert, inwiefern Großbritannien diese Rechte verletzt und deshalb den Gehorsam der amerikanischen Kolonien verwirkt habe. Der dritte und letzte Teil wiederum beschreibt die notwendige Schlussfolgerung der vorangegangenen Erläuterungen: die Loslösung der Kolonien vom Mutterland.

Menschenrechte wirklich für alle?

Das Original der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Quelle: National Archives, gemeinfrei

Die Unabhängigkeitserklärung ist damit das erste offizielle Dokument in der Geschichte der Menschheit, das allgemeine Menschenrechte verkündet. Aus ihr wird später die Verfassung der Vereinigten Staaten hervorgehen. In der Praxis gelten die proklamierten Menschenrechte jedoch zunächst vollständig nur für frei geborene, weiße Männer, nicht jedoch für Frauen, Sklaven und freie Schwarze. Tatsächlich sind die Delegierten des Kontinentalkongresses erst bereit zur Unterzeichnung, nachdem die Verurteilung der Sklaverei aus dem Dokument gestrichen wird.

Und auch das Mutterland Großbritannien tut sich zunächst schwer, die Abspaltung seiner nordamerikanischen Kolonien zu akzeptieren. Der Unabhängigkeitskrieg wird noch mehr als sieben Jahre andauern und erst am 3. September mit dem Frieden von Paris schließlich enden.

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Über uns 
Ulli E. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinator im Bereich Demokratiegeschichte.

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