Demokratiegeschichten

Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Viele Jahre dauerte es, bis der Widerstand gegen den Nationalsozialismus erforscht und gewürdigt wurde. Noch heute gibt es Leerstellen in der Forschung, Personen, die bisher keine Würdigung erfahren haben.

Eine dieser bislang vernachlässigten Gruppen erhält nun eine Sonderausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Frauen. Denn auch wenn viele Frauen im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur aktiv waren, erhielten sie lange keine oder kaum Beachtung. Der Deutsche Bundestag hat 2019 „den Mut und die Leistungen der Frauen im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur“ ausdrücklich anerkannt und gewürdigt. Er beschloss, ein Projekt der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand zur weiteren Erforschung des Themas und eine Ausstellung zu fördern.

Zum 80. Jahrestag des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 stellt die Gedenkstätte Deutscher Widerstand daher den Widerstand von Frauen in Deutschland zwischen 1933 und 1945 in den Mittelpunkt der Erinnerung. Die Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ wird noch bis zum 3. November 2024 in ihren Räumlichkeiten gezeigt.

Plakat der Ausstellung, © Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Blick in die Ausstellung: Biografien

Die Ausstellung präsentiert die Biografien von 32 Frauen, die im Widerstand waren. Weitere Biografien inklusive Fotos und Dokumenten kann man in einer Medienstation betrachten.

So unterschiedliche wie die Frauen sind auch die Gründe und die Art und Weise, wie sie Widerstand leisteten.

Blick in die Sonderausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Da wäre beispielsweise Elfriede Scholz, geborene Remark. Ihr Bruder ist der Schriftsteller Erich Maria Remarque, Autor des 1928 publizierten Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“. Elfriede Scholz ist eine überzeugte Gegnerin des NS-Regimes. Wiederholt äußert sie sich kritisch über den Krieg, bezeichnet dabei die deutschen Soldaten als „Schlachtvieh“ und wünscht Adolf Hitler öffentlich den Tod. Vom Ehemann einer Kundin verraten, wird sie im August 1943 von der Gestapo festgenommen und im Oktober 1943 zum Tode verurteilt. Ihr Bruder erfährt erst 1946 von ihrer Hinrichtung und widmet ihr 1952 den Roman „Der Funke Leben“.

Zu Berliner Widerstandskreisen, gegen die die Gestapo im Sommer 1942 unter dem Sammelnamen „Rote Kapelle“ ermittelt, gehört Maria Terwiel. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Helmut Himpel unterstützt sie verfolgte Jüdinnen und Juden. 1939/40 nehmen beide Kontakt zum Kreis der Roten Kapelle um Harro Schulze-Boysen auf und wirken an den Aktionen der Widerstandsgruppe mit. So vervielfältigt Maria Terwiel 1941 die Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen sowie 1942 das Flugblatt „Die Sorge um Deutschlands Zukunft geht durch das Volk“ von Harro Schulze-Boysen und John Sieg. Im Mai 1942 bringt sie Klebezettel gegen die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ an. Im September 1942 wird Maria Terwiel festgenommen, im Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Diese und weitere Biografien finden sich in der Ausstellung. Sie zeigen, wie die Frauen all jene Möglichkeiten nutzten, die ihnen im Zuge der Diktatur noch möglich waren. Einige von ihnen haben dies mit Verfolgung oder ihrem Tod bezahlt.

Porträtband mit Bildern von 250 Frauen, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus waren, © Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Fazit: Die gesamte Breite des Widerstands

Wer Zeit hat, sich die Ausstellung in der Gedenkstätte anzuschauen, sollte dies unbedingt tun. Die ausgestellten Biografien präsentieren Einzelschicksale und geben so dem abstrakten Begriff Widerstand ein Gesicht. Beziehungsweise viele Gesichter: In einem raumübergreifenden Porträtband sind die Gesichter von 250 Frauen zu sehen. Sie alle werden so auf diese Weise in der Ausstellung gewürdigt.

Es ist schade – aber verständlich – , dass sie nicht alle in der Ausstellung vorgestellt werden können. Wer es daher nicht in die Ausstellung schafft oder nach deren Besuch mehr über die Frauen im Widerstand erfahren möchte, sollte sich die Webseite der Ausstellung ansehen: https://www.frauen-im-widerstand-33-45.de/

Die ausstellungsbegleitende Website stellt mehrere hundert Biografien dieser Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus vor. Sie wird fortlaufend ergänzt.

Dort finden sich zudem Hinweise zu ausstellungsbegleitenden Veranstaltungen.

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