Demokratiegeschichten

Der geschichtsträchtige 14. August

Heute vor genau 100 Jahren, am 14. August 1919, trat die Weimarer Reichsverfassung mit ihrer offiziellen Verkündung in Kraft. Dem vorausgegangen war ein monatelanger Aushandlungsprozess zwischen den politischen Kräften in der Nationalversammlung. Nachdem diese am 19. Januar gewählt worden war, sah sie sich vor der Aufgabe, eine gesamte demokratische Verfassungsordnung neu zu entwerfen. Schließlich waren die alten Institutionen des Kaiserreichs fast gänzlich weggefallen.

Startschuss zur ersten Deutschen Demokratie

Jetzt musste sich entscheiden, wie eine zukünftige demokratische Ordnung aussehen sollte. Zentralistisch oder föderativ, präsidial oder parlamentarisch? Die Abgeordneten der Nationalversammlung hatten sich für dieses Unterfangen nach Weimar zurückgezogen. Berlin war zu der Zeit noch zu unsicher, zudem bot die Thüringische Stadt positive Anknüpfungspunkte an die Zeit der Weimarer Klassik. In gewisser Weise fand man hier ein „anderes Deutschland“: Goethe und Humanitätsideale statt Kaiser und Soldatengeist. „Weimar“ – das sollte von nun an als symbolkräftiger Name der ersten deutschen Demokratie in die Geschichtsbücher eingehen.

Startschuss zur zweiten deutschen Demokratie

In den folgenden Jahrzehnten wurden alle demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik wieder abgebaut und im Nationalsozialismus in ihr dunkles Gegenteil verkehrt. Doch der 14. August erinnert uns nicht nur an die gescheiterte erste deutsche Demokratie. Dieses Datum erinnert uns auch daran, wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Demokratie in Deutschland einen neuen Anlauf nahm. 1949, ebenfalls am 14. August, fanden die ersten landesweiten Wahlen der neugegründeten Bundesrepublik statt. Hiermit wurde das Fundament jener politischen Ordnung gelegt, in der wir noch heute leben.

Grafik: Wikipedia/Nick-less; GNU: V1.2

An dieser Bundestagswahl beteiligten sich überwältigende 78,5 % der Stimmberechtigten. Zudem wählten sie überwiegend demokratische Parteien. Der erste Schritt zu einer langfristig stabilen demokratischen Ordnung war somit getan. Anfangs war das alles andere als gewiss.

Ein symbolträchtiges Doppeldatum

Das Doppeldatum 14. August – 1919 und 1949 – hat somit einen besonderen Symbolwert und zeigt uns, dass der demokratische Geist so einfach nicht totzukriegen ist. Auch wenn manchmal gravierende Rückschläge den Weg prägen.

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