Der Sturm auf die Bastille steht wie kein anderes Ereignis für die dramatischen Umwälzungen der gesamten Französische Revolution. Das Ereignis wurde zu einem Mythos, der 14. Juli ist seit 1890 französischer Nationalfeiertag. Vielen gilt er als Beginn der Französischen Revolution, der Anfang ihrer gewaltsamen Phase ist er auf jeden Fall.
Pulverfass Paris
Ende des 18. Jahrhunderts befindet sich Frankreich in einer desaströsen finanziellen Lage, die Bevölkerung hungert. König Ludwig XVI. (1754-1793) ruft deshalb im Mai 1789 die Generalstände zusammen, um den wirtschaftlichen Bankrott noch abzuwenden. Jeder der drei Stände – Adel, Klerus und die übrige Bevölkerung – hat in dieser Versammlung eine Stimme. Das einfache Volk kann entsprechend von den ersten beiden Ständen überstimmt werden – was dann auch regelmäßig passiert.
Aus Protest schließt sich der dritte Stand daraufhin mit einzelnen Vertretern aus den beiden anderen Ständen zur Nationalversammlung zusammen. Sie verstehen sich als die einzig legitimen Vertreter des französischen Volkes. Ihre Ziele sind keine geringeren als das Ende der absolutistischen Monarchie und die Ausarbeitung einer Verfassung.
Da sich auch einige Adlige hinter dieses Anliegen stellen, bleibt Ludwig XVI. vorerst nichts anderes übrig, als die revolutionäre Versammlung anzuerkennen. Jedoch entlässt er am 11. Juli 1789 seinen Finanzminister, Jacques Necker (1732-1804), ein Fürsprecher der Nationalversammlung und bei der Bevölkerung entsprechend beliebt. Als der König dann auch noch Truppen nach Paris verlegt, eskaliert die Situation und es kommt zu Unruhen in der Hauptstadt.
Gefängnis, Waffenlager und Symbol des Absolutismus
Schon in den Tagen vor dem 14. Juli beginnt sich die Bevölkerung zu bewaffnen, zahlreiche Waffenlager werden geplündert. Allerdings fehlt es den Aufständischen an Schießpulver. Sie wissen aber genau, wo sie solches finden werden: in der Bastille. Die Festung dient zwar auch noch als Gefängnis, in erster Linie wird sie aber als Waffenlager genutzt. Als Bollwerk des Ancien Régime ist es den aufständischen Pariser*innen darüber hinaus ein Dorn im Auge.
Die wütende Menge entschließt sich deshalb dazu, die Festung einzunehmen, um an das dort gelagerte Schießpulver zu gelangen. Eine Eroberung der leicht zu verteidigenden Bastille mit den ihr zur Verfügung stehenden Waffen ist allerdings recht aussichtslos. Als sich eine Menschenmenge von knapp 1.000 bewaffneten Pariser*innen vor den Toren der Festung versammelt, lässt der Kommandant des Gefängnisses, Bernard-René Jordan de Launay (1740-1789), trotzdem auf sie schießen. Etwa 90 Menschen verlieren ihr Leben.
Der blutige Beginn einer Revolution
Anstatt die Massen zu zerstreuen, heizt das Regime damit ihre Wut nur noch weiter an. Die Aufständischen besorgen sich nun Kanonen, welche eine Eroberung tatsächlich möglich machen. Aus Angst, ein Schuss könnte das gelagerte Schießpulver und damit die gesamte Festung samt Besatzung in die Luft jagen, lässt sich Launay auf Verhandlungen mit der aufgebrachten Mengen ein. Er übergibt angesichts der zunehmend aussichtslosen Lage den Aufständischen schließlich die Festung und lässt die Tore öffnen.
Als die Pariser*innen nun in die Bastille eindringen, befreien sie die wenigen Gefangenen darin und plündern die Lager. Darüber hinaus ermorden sie Launay sowie einige treue Anhänger, obwohl ihnen zuvor freies Geleit zugesichert wurde. Ihre Köpfe werden aufgespießt und durch die Straßen von Paris getragen, ein Bild, das im weiteren Verlauf der Revolution schrecklicher Alltag werden wird.
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