Demokratiegeschichten

Das Ende der Monarchie in Nepal – oder?

Seit seiner Vereinigung 1768 ist Nepal eine Monarchie und gleichzeitig das einzige Land der Welt mit dem Hinduismus als Staatsreligion. In den 1980er Jahren entsteht dann im von wirtschaftlichen und sozialen Krisen gebeutelten und von Entwicklungshilfe abhängigen Land eine Volksbewegung, die sich nach Reformen sehnt. Ihre Forderungen nach einer Aufhebung des Parteienverbots, der Durchführung von Parlamentswahlen und der Einführung einer konstitutionellen Monarchie erfüllen sich ab 1990. Doch auch dies löst kaum die Probleme des Landes im Himalaya.

Ein königlicher Putsch

1996 bricht dann ein brutaler Bürgerkrieg zwischen den Regierungstruppen und maoistisch-kommunistischen Aufständischen aus. Er verheert das Land zehn Jahre lang und kostet schätzungsweise 13.000 Menschen das Leben. In diesen unruhigen Zeiten erschüttert zu allem Überfluss eine weitere Krise Nepal. Nachdem sein eigener Sohn den im Volk beliebten König Birendra 2001 umbringt und sich anschließend selbst ermordet, übernimmt der Bruder des Ermordeten den nepalesischen Thron.

Der neue König Gyanendra verhängt 2005 den Ausnahmezustand und etabliert seine absolute Herrschaft über das Land. Im Grunde putscht hier ein König gegen die eigene konstitutionelle Monarchie. In einer sich neu formierenden Protestbewegung verbünden sich daraufhin die maoistischen Kommunist:innen mit prodemokratischen Aktivist:innen, vereint in ihrer Ablehnung des autokratischen Königs.

Ein Dorf in einem von den maoistischen Aufständischen kontrollierten Tals während des Nepalesischen Bürgerkriegs. Quelle: Pavel Nowak, CC BY-SA 2.5 DEED

Dieser sieht sich daraufhin gezwungen, doch wieder das Parlament einzuberufen. Dieses verabschiedet wiederum 2007 zunächst eine Interimsverfassung, die die Macht des nepalesischen Monarchen stark einschränkt. Den überzeugten Gegner:innen des Königtums reicht dies aber selbstverständlich noch nicht.

Das Ende nach 240 Jahren

So ist es vielen Nepales:innen zwar nicht ganz wohl bei dem Gedanken, ihre traditionsreiche Monarchie ganz abzuschaffen. Doch König Gyanendra persönlich (und noch weniger sein im Volk noch unbeliebterer Sohn) kann nicht auf Sympathien aus dem Volk hoffen. Selbst ein rein repräsentatives Amt trauen ihm die wenigsten noch zu.

Ein Jahr später finden demokratische Wahlen statt, aus denen die maoistische Partei als klare Siegerin hervorgeht. Die verfassungsgebende Versammlung hebt in ihrer konstituierenden Sitzung am 28. Mai 2008 die Monarchie schließlich vollends auf und ruft stattdessen die Demokratische Bundesrepublik Nepal aus. Die 240 Jahre alte Hindu-Monarchie ist Geschichte und die neue Republik nun ein säkularer Staat.

Kathmandu, die Hauptstadt der Demokratischen Bundesrepublik Nepal. Quelle: Ralf Lotys, CC BY 3.0 DEED

Der Wunsch nach Stabilität

In den folgenden 16 Jahren erlebt die nepalesische Demokratie 13 Regierungen. Die Parteienlandschaft ist zersplittert, Kompromisse oder Reformen sind bei den häufig wechselnden Regierungskonstellationen ein seltenes Phänomen. Auch die Verabschiedung einer neuen Verfassung 2015 bringt nicht die erhoffte politische Stabilität.

Die Unsicherheit geht schließlich soweit, dass Anfang 2024 Tausende Nepales:innen auf den Straßen lautstark eine Rückkehr des Königs und wiederum die Abschaffung der Demokratie fordern. Zwar hat sich der Ex-Monarch Gyanendra noch nicht offiziell geäußert. Doch macht er normalerweise keinen Hehl daraus, dass er gerne wieder König wäre.

Alle größeren Parteien im Parlament wiederum lehnen die Forderungen der Straße und damit ihre eigene Entmachtung ab. Eine sichere Garantie dafür, dass die Abschaffung der Monarchie nicht nur ein kurzzeitiges Zwischenspiel sein wird, ist dies aber wohl kaum.

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Über uns 
Ulli E. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. als Projektkoordinator im Bereich Demokratiegeschichte.

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