Demokratiegeschichten

Demokratie ist eine Haltung der Achtung und Hochachtung der Menschen voreinander

[…] Vor aller Staatsform ist Demokratie vor allem und grundlegend eine Haltung der Achtung und Hochachtung der Menschen voreinander. Demokratie ist die Vereinbarung, einander zuhören und verstehen zu wollen und die Entscheidungen, die dann nach rechtsstaatlichen Regeln getroffen werden, zu respektieren und zu akzeptieren. Demokratie ist ein Weg, Demokratie ist ein Lernprozess. Das wissen wir aus unserer Geschichte, nicht nur derjenigen der vergangenen 30 Jahre seit der Wiedervereinigung Deutschlands. […]

Auch wenn die freiheitlich-demokratische Grundordnung ohne jeden Zweifel die beste ist, die Deutschland in seiner Geschichte je hatte, so ist doch diese Demokratie kein Selbstläufer. Schnell können die Menschen ihre Demokratie verkommen lassen und die Lebensformen der Demokratie verschleudern. Viel zu regelmäßig bestimmen inzwischen entsprechende Vorfälle unsere Nachrichten. Sie führen uns vor Augen: Unsere Gesellschaft muss wieder stärker für ihre Demokratie eintreten und Anfeindungen konsequent entgegentreten.

Demokratie ist mehr als ein Recht auf Stimme und Abstimmung. Demokratie bedeutet: miteinander sehen, was ist. Was ansteht. Miteinander erkennen, was der nächste Schritt ist. Miteinander umsetzen, was demokratisch beschlossen ist, nachdem miteinander geredet und die Argumente abgewogen wurden. Zur Demokratie gehört auch, Minderheiten ernst zu nehmen und Brücken zu ihnen zu bauen, damit sie nicht aus dem Miteinander herausfallen oder sich selbst entfernen. Demokratie ist eine Haltung. Das haben wir in Deutschland erst sehr leidvoll lernen müssen und müssen es mutig weiterlernen: wir miteinander.


„Wir miteinander“–keiner lebt für sich allein. Auszug aus der Eingangsrede von Erzbischof Heiner Koch beim ökumenischen Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 in der Propsteikirche St. Peter und Paul in Potsdam



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arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Der Begriff SEITEN:BLICK steht für die Blicke, die wir links, rechts und hinter "die Dinge" werfen wollen.

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