Demokratiegeschichten

Der 9. Oktober 1989 gehört der Demokratie! Aber warum?

Wofür gingen die Menschen 1989 in der DDR auf die Straße?

„Für ein offenes Land mit freien Menschen“ „Wir sind das Volk!“ „Für DEMOKRATISCHE Erneuerung!“, „FREIE WAHLEN“, „Meinungsfreiheit, Demonstrationsrecht, Versammlungsfreiheit“

… diese und viele andere Slogans standen im Herbst 1989 auf den Plakaten und Transparenten der Menschen in der DDR. Überall gingen sie auf die Straßen und demonstrierten. Die Menschen forderten freie und geheime Wahlen. Sie wollten endlich in die ganze Welt reisen und nicht nur in die sozialistischen Nachbarländer. Sie wollten ihre Meinung immer und überall frei sagen dürfen ohne Gefahr zu laufen, gleich verhaftet zu werden. Die Menschen wollten endlich den Beruf wählen können, den sie sich wünschten und nicht einen, den der Staat ihnen vorschlug. Sie wollten Bücher und Zeitschriften lesen, die in der DDR aus politischen Gründen verboten waren. Die Menschen in der DDR lebten in einer Diktatur und begannen sich dagegen zu wehren. Sie wurden mutig und forderten demokratische Reformen. Dafür gingen sie auf die Straße. Diese Demonstrationen waren in der DDR jedoch verboten. Oftmals beendeten Polizei und Armee die Demonstrationen mit Gewalt.

8.000 Sicherheitskräfte und 70.000 Demonstranten. Was geschah am 9. Oktober 1989 in Leipzig?

Am Montag, 9. Oktober 1989, verbreitet sich in Leipzig in Windeseile das Gerücht: In Leipzigs Krankenhäusern seien zusätzliche Blutkonserven angekommen, und alle Chirurgen stünden in Bereitschaft. Die Einwohner der Stadt hören es mit Furcht. Denn das Gerücht passt zu dem Eindruck, die SED wolle an diesem Tag die Demonstration ohne Rücksicht auf Verluste niederschlagen. Nur zwei Tage zuvor waren allein in Berlin 1047 Demonstranten festgenommen worden. Obwohl sie riefen „Keine Gewalt“, wurden sie von den Sicherheitskräften der DDR geschlagen und verhaftet.

Internetbildsuche „9. Oktober 1989, Leipzig“

Seit einigen Jahren finden in der Leipziger Nikolaikirche montags Friedensgebete statt. Seit Anfang September 1989 wird anschließend demonstriert. Und jeden Montag nehmen mehr und mehr Menschen teil. Auch an diesem Montag befürchten sie, dass die Sicherheitskräfte der DDR den Demonstrationszug stoppen. So, wie in den Wochen zuvor. Während immer mehr Menschen zum Montagsgebet in die Nikolaikirche strömen, sind in den Nachbarhäusern um die Kirche Sicherheitskräfte aus Armee und der Polizei versteckt. In Leipzig werden an diesem Tag 8.000 Sicherheitskräfte zusammengezogen, Krankenhäuser und Ärzte sind in Alarmbereitschaft versetzt. Als das Friedensgebet am Abend beginnt, ist die Nikolaikirche überfüllt. Menschenmassen stehen um die Kirche und warten auf den Start der Montagsdemonstration.

Eskaliert die Situation oder nicht?

An diesem Montag erwarten die Demonstranten in Leipzig das Schlimmste. Zwei Tage zuvor hatte es in Berlin einen brutalen Polizeieinsatz gegen Demonstrierende gegeben. Doch es kommt anders. 70.000 Menschen sind an diesem Abend in Leipzig zusammengekommen. So viele wie an keinem anderen Ort zuvor. Die Organisatoren der Demo verteilen Aufrufe mit der Bitte „Enthaltet Euch jeder Gewalt“. Auch drei prominente Leipziger verfassen gemeinsam mit SED-Funktionären einen Aufruf für Besonnenheit und gegen Gewalt. Der Aufruf richtet sich an Demonstranten und Sicherheitskräfte. Sie verbreiten ihn über den Stadtrundfunk. Die Aufrufe fruchten. Die Polizei und die Parteiführung in Leipzig erkennen, dass Gewalt gegen so viele Menschen keine Lösung mehr ist. 70.000 friedliche Demonstranten ziehen durch die Stadt und die Polizei hält sie nicht mehr auf.

9. Oktober 1989. Der Wendepunkt der Friedlichen Revolution

Am 9. Oktober vor 30 Jahren siegt in Leipzig die Friedliche Revolution. Die kommunistische Diktatur erleidet die entscheidende Niederlage. Nur einen Monat später fällt die Berliner Mauer. Darum gilt der 9. Oktober 1989 als Wendepunkt im Verlauf der Friedlichen Revolution.

Ähnliche Proteste für demokratische Reformen in der Geschichte endeten blutig, zum Beispiel in der 1848er-Revolution oder in der Revolution 1918/19. Beim Aufstand der Arbeiter am 17. Juni 1953 in der DDR oder während des Prager Frühlings 1968 in der ČSSR. Wenige Monate zuvor auf dem Platz des Himmlischen Friedens in China oder zwei Tage zuvor auf dem Alexanderplatz in Berlin. In der historischen Entwicklungslinie der Demokratie in Deutschland sticht der 9. Oktober 1989 als Meilenstein der Gewaltfreiheit heraus. Der Mauerfall und auch die Deutsche Einheit wären ohne den 9. Oktober 1989 nicht möglich gewesen.

Dieser Tag gehört der Demokratie!


„Zeit für Demokratie 09/10/89“ ist eine Aktion von:

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