Die Weiße Rose war eine Widerstandsgruppe, die während des Nationalsozialismus in Deutschland aktiv war. Gegründet wurde sie im Jahr 1942 von Studierenden der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Ende des Jahres schloss sich auch ein Professor der Gruppe an. Ziel der Gruppe war es, das NS-Regime zu bekämpfen und die deutsche Bevölkerung zum Widerstand gegen die Diktatur aufzurufen.
Die Gruppe veröffentlichte ab Sommer 1942 Flugblätter, in denen sie die politischen und moralischen Verfehlungen des Regimes anprangerte. Anfangs verschickten sie diese gezielt an Akademiker:innen in München. Von den ersten vier Flugblättern gingen etwa jeweils 100 Stück an ausgewählte Adressen. Insbesondere von der „Intelligenz“ erhofften sie sich Unterstützung ihres Widerstands.
Flugblatt Nummer fünf und sechs hatten eine Auflage von 6.000 Exemplaren. Über Kontakte gelangten sie auch in andere Städte, u.a. nach Ulm, Stuttgart, Hamburg und Chemnitz.
In den Flugblättern verurteilte die Gruppe den Krieg und die Verfolgung von Minderheiten, insbesondere von Jüdinnen und Juden. Sie forderten die Bevölkerung zu Widerstand und zivilem Ungehorsam auf. Ihr Widerstand richtete sich gegen die politische Unterdrückung, die mit einem totalitären Staat einhergeht, und die Zerstörung von Demokratie und Menschenrechten durch das NS-Regime.
Die Verhaftung der Weißen Rose
Die Verhaftung der Mitglieder der Weißen Rose begann nach einer Aktion im Februar 1943. Nachdem die Gruppe bereits mehrere Flugblätter in München und anderen Städten verteilt hatte, planten Hans und Sophie Scholl, zusammen mit Christoph Probst, die sechste Ausgabe des Widerstandsflugblatts. Diese sollte sich gezielt an Studierende der Universitäten wenden.
Am 18. Februar 1943 verteilten Hans und Sophie Scholl Flugblätter in der Universität München. Dabei beobachtete sie ein Hausmeister, der die beiden im Anschluss meldete. Er alarmierte die Gestapo, die sofort die Verhaftung der Geschwister Scholl veranlasste.
Die Verhaftung erfolgte schnell und ohne größere Komplikationen, da die Gestapo bereits mit der Überwachung der Universität begonnen hatte. Die beiden Geschwister wurden zunächst verhört und im Anschluss wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. In ihrer Vernehmung versuchten sie, ihren Widerstand zu rechtfertigen. Bald wurde klar, dass auch Christoph Probst, der an der Verteilung der Flugblätter beteiligt war, ein wichtiges Mitglied der Gruppe war. Er wurde ebenfalls verhaftet und in Untersuchungshaft genommen.
Die Verhaftungen der Scholls und von Probst führten dazu, dass die Gestapo die Ermittlungen gegen die Weiße Rose intensivierte. Im Verlauf der Verhöre wurde die ganze Dimension des Widerstandsnetzwerks aufgedeckt. Weitere Mitglieder, wie die Kommilitonen Alexander Schmorell, Willi Graf und der Professor Kurt Huber, wurden bald darauf ebenfalls festgenommen.
Das Urteil
Die rasche Aufdeckung der Gruppe und die Verhaftungen führten zu einem gerichtlichen Schnellverfahren, das wenige Tage nach der Festnahme stattfand. Am 22. Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst zum Tode verurteilt und am gleichen Tag noch durch das Fallbeil in München hingerichtet. Kurz darauf erhielten auch andere Mitglieder der Gruppe, Alexander Schmorell, Willi Graf, Kurt Huber und im Oktober 1944 Hans Leipelt die Todesstrafe. Insgesamt standen im Verlauf der Verhaftungen etwa 60 Menschen vor Gericht, sieben erhielten die Todesstrafe, viele andere lange Haftstrafen.
Diese Ereignisse zeigen die brutale Vorgehensweise eines autoritären Staates, der jede Form der Opposition mit Gewalt und Einschüchterung bekämpft. Der Fall der Weißen Rose verdeutlicht, wie in einem totalitären System Demokratie, Meinungsfreiheit und politische Vielfalt unterdrückt werden. Der Widerstand der Gruppe war ein Versuch, diese Werte zu schützen und die Grundlagen eines demokratischen Gemeinwesens zu verteidigen.

Widerstand im Kontext der Demokratie
Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf gegen die Partei! Heraus aus den Parteigliederungen, in denen man uns politisch weiter mundtot halten will! Heraus aus den Hörsälen der SS-, Unter- oder Oberführer und Parteikriecher! Es geht uns um die wahre Wissenschaft und echte Geistesfreiheit! Kein Drohmittel kann uns schrecken, auch nicht die Schließung unserer Hochschulen. Es gilt den Kampf jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem seiner sittlichen Verantwortung bewußten Staatswesen.
Ausschnitt aus dem sechsten Flugblatt.
Die Mitglieder der Weißen Rose sahen es als ihre moralische Pflicht an, gegen das NS-Regime Widerstand zu leisten. Demokratie bedeutet, dass jede:r Bürger:in in der Lage sein sollte, ihre oder seine Meinung zu äußern und an politischen Prozessen teilzunehmen. Im nationalsozialistischen Deutschland war diese Freiheit jedoch nicht gegeben. Das Regime unterdrückte jegliche Form der Meinungsäußerung und bestrafte politisch missliebige Stimmen mit drakonischen Maßnahmen.
Der Widerstand der Weißen Rose war ein deutliches Zeichen für den Glauben an demokratische Prinzipien. Auch in einer Zeit, in der das Regime eine fast völlige Kontrolle über die Gesellschaft hatte, setzten sich die Mitglieder der Gruppe dennoch für die Freiheit des Einzelnen, die Wahrung der Menschenrechte und die Ablehnung totalitärer Herrschaft ein. Diese Haltung ist ein zentraler Bestandteil des demokratischen Denkens: Die Freiheit des Individuums und das Recht auf politische Teilhabe sind Werte, die wir um jeden Preis verteidigen müssen.
Die Bedeutung der Weißen Rose für die Demokratie

Noch während des Zweiten Weltkriegs erreichte die Botschaft der Gruppe über Umwege noch mehr Menschen. Helmuth James Graf von Moltke, ein Anwalt und Widerstandsmitglied des Kreisauer Kreises, schmuggelte den Text des sechsten Flugblatts über Skandinavien nach Großbritannien. Im Juli 1943 wurde der Text unter dem Titel „Ein deutsches Flugblatt“ von Flugzeugen der Alliierten über Deutschland abgeworfen.
Heute steht die Weiße Rose als Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung und den Einsatz für demokratische Prinzipien. Ihre Verurteilung und Hinrichtung durch das NS-Regime sind ein erschütterndes Beispiel für die Gefährdung der Demokratie durch totalitäre Herrschaft. Hoffen wir, dass wir nie in die Situation kommen, unser Leben für demokratische Werte aufs Spiel zu setzen. Und dass, sollte es doch so weit kommen, genug von uns den Mut haben werden, genau dies zu tun.
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